Die SPD Neuburg stellt sich neu auf und will wieder mehr Menschen erreichen

Versprechen verstärkte Aktivitäten für die Partei vor Ort in Neuburg: Der wiedergewählte SPD-Ortsvorsitzende Waheed Niaz und seine frisch bestellte Stellvertreterin Helena Schlusnus
Foto: Josef Heumann

02. Mai 2025

Hinter dem Ortsverband Neuburg der SPD liegen eher unruhige Zeiten. Doch bei der jüngsten Zusammenkunft herrschte Aufbruchstimmung: „Jetzt erst recht!“ Mit viel Enthusiasmus will der wiedergewählte SPD-Ortsvorsitzende Waheed Niaz durchstarten – in dann wieder bessere Zeiten seiner Partei in Neuburg. Diese Wahl sei „auch ein Zeichen“.

Ein Zeichen wofür? Durchaus kritische Töne warf SPD-Urgestein Horst Gutjahr ein, der aus seiner aktiven Polit-Zeit noch bessere Tage für die Sozialdemokratie kennt. Einst stellte die SPD in Neuburg satte neun Stadträte, markante Persönlichkeiten der Kommunalpolitik hat man hervorgebracht. Heute schrammt man am Fraktionsstatus entlang.

Gemeinsamer Appell: „Die SPD muss Sprachrohr sein“

Bezeichnend für den momentanen Zustand der Partei ist es, dass man lieber bei der Awo am Schrannenplatz Gastrecht genießt, wo die 17 Wahlberechtigten um den Runden Tisch auch bequem Platz finden, anstatt wieder einmal die Erfahrung leerer Gasträume machen zu müssen, so Niaz in seinem Rechenschaftsbericht. Gutjahr spricht es unverblümt aus: „Der Ortsverband wird nicht mehr wahrgenommen.“ Die SPD finde im öffentlichen Leben kaum mehr statt. Der gemeinsame Appell ist klar: „Die SPD muss Sprachrohr sein.“

Zuletzt war die Partei vor Ort vermehrt auch mit sich selbst beschäftigt, gleich mehrfach ist in dem zweijährigen Rechenschaftsbericht des alten wie neuen Vorsitzenden von Umstrukturierungen und Neuorganisation die Rede. Dazu das zwischenzeitliche Aus der Jusos und der Konflikt mit Stadtrat Bernd Schneider (siehe weiter unten).

Helena Schlusnus ist neue Stellvertreterin

Diese Phase indes scheint überwunden. Der am Mittwochabend auf den Weg gebrachte Vorstand strahlt Optimismus, Tatkraft und Durchhaltevermögen aus. Bislang politisch eher weniger aktiv, hat Helena Schlusnus dies als Defizit bei sich selbst ausgemacht. Und dem wolle sie fortan entsprechend aktiv begegnen. Die 39-jährige, zweifache Mutter ist in der außerschulischen Bildung tätig und bringt auch einige Konzernerfahrung mit. Kräftige neue Impulse werden auch von dem neuen Schriftführer Philipp Gabriel erwartet, der der Partei vor allem auch zu einem neuen Social-Media-Gesicht verhelfen will. Aber auch die Papierform will man als Informationsquelle nicht vernachlässigen, regelmäßig soll künftig ein Rundschreiben die rund 80 Mitglieder im Ortsverband erreichen.

Denn, das weiß Niaz nur zu gut, „wir schaffen es nur gemeinsam“. Aber das war zuletzt das Manko, wenn, wie passiert, zu einer Mitgliederveranstaltung gerade mal deren fünf noch kommen. Aber jetzt ist zum Aufbruch geblasen. Das Bürger-Büro soll nach seiner Öffnung jetzt auch inhaltlich aktiviert werden. Hier will sich auch Werner Widuckel, erneut Bewerber der SPD um den Posten des Landrats, verstärkt einbringen. Mit Sabine Schneider, Ralph Bartoschek und Horst Winter ist viel Erfahrung unter den Beisitzern. Und auch dies klingt nach einem Neustart: Die Kreisvorsitzende der wiederbelebten Jusos, Paula Deufel, wird als Beisitzerin im Ortsverband mitarbeiten. Als Kassierin bestätigt ist Eva Gerum. Nun sollen wieder mehr Menschen erreicht werden.

BERND SCHNEIDER TRITT AUS DER SPD AUS

Bernd Schneider verlässt die SPD. Und zwar nicht nur den Neuburger Ortsverband, wo es immer wieder zu Unstimmigkeiten gekommen war, sondern generell die Partei.

Nachdem Schneider seinen Austritt im Rahmen der jüngsten Versammlung der SPD Neuburg (Artikel oben) vollzogen hat, wendet er sich nun in einem Schreiben an die Öffentlichkeit: „Liebe Genossen, nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, zum 1. Mai 2025 aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) auszutreten“, so sein Einstieg. Das sei ihm nicht leicht gefallen, wie er weiter schreibt. „Ich war über mehrere Jahre hinweg mit Überzeugung und Engagement Mitglied dieser Partei.“

Unübersehbare Differenzen

Schneider ist nicht irgendein Mitgliedes des Neuburger Ortsverbands gewesen. 2020 war er gar als Oberbürgermeisterkandidat für die SPD an den Start gegangen, galt als junges Gesicht der Zukunft. Doch schon bald nach der Wahl knirschte es in der aus nur noch drei Köpfen bestehenden Stadtratsfraktion der Sozialdemokraten. Die Differenzen zwischen Bernd Schneider auf der einen und Sabine Schneider und Ralph Bartoschek auf der anderen Seite waren unübersehbar. Erst vergangenes Jahr ist es zum Eklat um die Jusos gekommen, dessen Mitglied Bernd Schneider war. Es wurden teils erhebliche Vorwürfe gegen den Ortsverband erhoben. Am Ende stand gar die zwischenzeitliche Auflösung der Jungsozialisten.

Nun der endgültige Bruch: Es fehle ihm mittlerweile das Vertrauen in den aktuellen Ortsvorstand – „insbesondere mit Blick auf die Vorbereitung und Ausrichtung der kommenden Kommunalwahl. Unter diesen Voraussetzungen sehe ich keine Grundlage mehr für eine konstruktive und glaubwürdige Zusammenarbeit“.

Seine Entscheidung richte sich nicht gegen die Politik in Bund und Land, wie er in seinem Statement betont. „Im Gegenteil: Ich habe dem Koalitionsvertrag (zwischen Union und SPD, Anm. d. Red.) bewusst zugestimmt, weil ich davon überzeugt bin, dass Deutschland eine stabile Regierung braucht – gerade in herausfordernden Zeiten.“ Schneider sagt, sein politisches Interesse und sein Einsatz für die kommunalen Anliegen blieben bestehen. „Wenn auch außerhalb der Parteistrukturen.“

Erschienen im Donaukurier am 02.05.2025 https://www.donaukurier.de/lokales/landkreis-neuburg-schrobenhausen/die-spd-neuburg-stellt-sich-neu-auf-und-will-wieder-mehr-menschen-erreichen-18555227

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