SPD stellt ihren OB-Kandidaten vor

Grüne und SPD haben Gerhard Schoder (mit Blumenstrauß) als gemeinsamen OB-Kandidaten für Neuburg nominiert.
Foto: Eleonore Wöhrle

06. Juni 2025

Die SPD hatte zur Vorstellung ihres OB-Kandidaten geladen – und dann steht da Gerhard Schoder. Die Grünen und die SPD wollen gemeinsam einen Wechsel in Neuburg erreichen. Mit welchen Inhalten soll das gelingen?

Die Überraschung war groß. In ein Lokal in der Oberen Altstadt war zur Vorstellung des SPD-Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl im nächsten Jahr eingeladen worden. Auf den Stehtischen waren kleine SPD-Fähnchen dekoriert. Zunächst erschienen SPD-Ortsvorsitzender Waheed Niaz und seine Stellvertreterin Helena Schlusnus zusammen mit dritter Landrätin und Stadträtin Sabine Schneider und Stadtrat Ralph Bartoschek.

Einstimmig Entscheidung für Schoder

SPD-Chef Niaz teilte mit, dass sich die Genossen, die kurz zuvor getagt hatten, nach teils heftigen Diskussionen einstimmig für einen Kandidaten entschieden hätten. Bartoschek erklärte, dass die SPD sich seit einer Klausurtagung vor einem halben Jahr Gedanken gemacht habe. „Ziel war, wer die Werte der Sozialdemokraten am besten vertreten kann“, sagte er.

Die stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende Schlusnus, seit März Mitglied in der SPD, sagte, sie sei in einem Alter, in dem sie in die Verantwortung gehen müsse. Die 39-Jährige ist verheiratet, Mutter zweier Kinder und arbeitet selbstständig in der außerschulischen Bildung. Sie sei in der Stadtpolitik schon immer vom Gmehling-Kurs geprägt, sagte sie, und wünsche sich eine Veränderung. „Nicht nur weiterlaufen, sondern weiterkommen“, forderte sie.

Schoder nennt Schwerpunkte

Dann kam die Überraschung des Abends. Der Kandidat der SPD wurde in den Raum geführt, umringt von Mitgliedern der Grünen: Gerhard Schoder, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat und Kreisrat. Beide Parteien haben sich auf ihn als OB-Kandidat geeinigt. Bei der SPD ging das dem Vernehmen nach nicht ohne größere Diskussionen ab. Ältere Parteimitglieder fürchteten um einen Verlust der Identität, wenn die SPD keinen eigenen Bewerber aufstellt. Zum Schluss aber habe Schoder mit seiner Bewerbungsrede auch skeptische Genossen überzeugt und sei einstimmig nominiert worden. „Ich bin überzeugt, wir können Neuburg stärker machen“, sagte der gemeinsame Kandidat von Grünen und SPD. Seit fünf Jahren erlebe er als Fraktionsvorsitzender im Stadtrat hautnah, wie Neuburg geführt werde und wo es dringend Veränderung brauche. Die Herausforderungen in Neuburg wachsen sichtbar jeden Tag, so Schoder. „Familien finden kaum bezahlbaren Wohnraum, der Verkehr staut sich durch die Stadt, Schulen platzen aus allen Nähten und die digitale Infrastruktur Neuburgs stammt vielleicht nicht aus der Steinzeit, aber sicher auch noch nicht vollständig aus diesem Jahrhundert. Das gilt tatsächlich auch für die traditionelle Infrastruktur wie unser Wasser- und Stromnetz“, fasste Schoder seine Sicht zusammen. Neuburg dürfe nicht länger zuschauen und abwarten, sondern müsse entschlossen handeln und investieren, um mit Blick auf die nächsten Jahre bestmöglich aufgestellt zu sein. Als Schwerpunkte nannte er eine aktive Wirtschaftsgestaltung, eine Mobilität, die Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer berücksichtigt, und eine Stadt für alle Generationen.

CSU-Kandidat Matthias Enghuber will fairen Wahlkampf

Gerhard Schoder war schon 2020 als OB-Kandidat angetreten und gegen den langjährigen Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) in die Stichwahl gekommen. Damals hatte er es als Newcomer auf 41,2 Prozent gebracht. Jetzt will er den Sprung an die Spitze schaffen. Ein sicherer Gegenkandidat wird Matthias Enghuber von der CSU sein. Der ehemalige Landtagsabgeordnete hat zwar damit gerechnet, dass Gerhard Schoder antritt, aber nicht als Gemeinschaftskandidat von Grünen und SPD. Er nehme es zur Kenntnis, sagt Enghuber, aber es erstaune ihn, dass sich zwei Parteien, die eigentlich unterschiedliche politische Programme haben, zusammenschließen. Enghuber wünscht sich vor allem einen fairen Wahlkampf, auch wenn es „inhaltlich grundlegend verschiedene Ansichten“ gebe. Als Beispiele nennt er den Wohnungsbau, der sich nicht nur auf Geschosswohnungsbau und Nachverdichtung konzentrieren sollte, sondern beispielsweise jungen Familien auch ein Einfamilienhaus ermöglichen sollte. Neben der wirtschaftlichen Weiterentwicklung ist auch für Enghuber die Verkehrssituation ein Schwerpunkt. Die zweite Donaubrücke sei wichtig, aber die Stadt müsse auch Parkplätze und Park&Ride-Plätze schaffen.

FW warten noch ab

Ein weiterer politischer Machtfaktor in der Stadt, die Freien Wähler (FW), halten sich noch bedeckt hinsichtlich ihres OB-Kandidaten beziehungsweise ihrer OB-Kandidatin. Mit Sicherheit werde es einen geben, erklärt FW-Vorsitzender Florian Herold. Aber mit der Nominierung lasse man sich noch Zeit. Er findet es „nicht optimal“, dass der Wettbewerb um das OB-Amt so früh beginnt. Das behindere „die Qualität der Kommunalpolitik“ und bringe unnötig viel Wahlkampf in die Stadtratspolitik.

Gerhard Schoder sieht das nicht so. Er will zusammen mit der SPD einen Politikwechsel herbeiführen. „Neuburg braucht einen Politikstil, der pragmatisch und lösungsorientiert ist“, sagt er. Das bedeute für ihn: „Schneller entscheiden, direkter handeln, mutig gestalten.“

Erschienen am 6-6-2025 im Donaukurier https://www.donaukurier.de/lokales/landkreis-neuburg-schrobenhausen/gerhard-schoder-will-einen-politikwechsel-18819653

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