Liebe Genossinnen und Genossen, die gesellschaftspolitische Lage in Deutschland, Europa und der Welt und die dazugehörigen Aktionen einiger unserer Politiker sind für mich derzeit nur im Weg der Verdrängung zu ertragen, zu sehr würde mir ansonsten bewusst, wie wenig es braucht, um unsere vermeintlich in Stein gemeißelte Nachkriegsordnung, unsere Sicherheit, unsere satte Wohlstandsgesellschaft und vor allem unsere Demokratie zu gefährden.
In dieser Situation hat es mir sehr gutgetan, dass ich am 27. April erstmals beim Gedenken an Hans Nebelmair dabei sein durfte. Zu wissen und in Erinnerung zu rufen, welch mutiger und vorbildlicher Demokrat in der Neuburger Politik in dunkelster Zeit gewirkt hat, gibt Hoffnung auch für die derzeit düsteren Zukunftsaussichten. Unser langjähriger SPD-Kreisvorsitzender und demnächst neuester Bürgermedaillenträger Michael Kettner hatte Anfang 2000 beantragt, auf den NS-Gegner Hans Nebelmair aufmerksam zu machen. Seither stellt jährlich am Tag der Befreiung Neuburgs von der Nazi-Herrschaft durch Soldaten der US-Armee eine Abordnung des SPD-Ortsvereins unter der kleinen Gedenktafel am Wohnhaus des 1971 gestorbenen Gewerkschafters eine Blumenschale auf und erinnert mit einer Ansprache an den vorbildlichen Politiker. Besonders anrührend ist natürlich, dass noch immer regelmäßig auch die Tochter Hans Nebelmairs, Maria Babel zusammen mit ihrem Mann Georg und Nebelmair-Enkel Klaus Babel am traditionellen Gedenken teilnehmen können. Hans Nebelmair war zwar selbst kein Sozialdemokrat, er gehörte zur Freien Arbeitnehmerschaft, dennoch ist es naheliegend, dass gerade wir Sozialdemokraten als bis zuletzt erklärte NS- und Hitler-Gegner an den einzigen Neuburger Stadtrat erinnern, der 1933 die Zustimmung verweigerte, als es darum ging, Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde der Stadt zu verleihen. Mehrmals wurde er dafür von den Nazis inhaftiert, unter anderem auch im KZ Buchenwald. Ob er selbst wohl auch so mutig agiert hätte, fragte sich in seiner Rede Heinz Schafferhans stellvertretend für alle Anwesenden und antwortete mit einem sehr guten Gedanken: wir können es von uns selbst nicht wirklich wissen, aber wir würden es uns wünschen. So ist es gut, dass wir an dieser Stelle Hans Nebelmair als Vorbild nicht in Vergessenheit geraten lassen. Zumal es derzeit in unserer SPD auch Persönlichkeiten gibt, die so gar nicht mehr zum Vorbild taugen. Es war ein mutiges und wichtiges Statement, mit dem Heinz am Ende seiner Rede den Bogen in die Gegenwart spannte: Es gibt zweifellos große Vorbilder in unserer Partei, leider gibt es aber auch immer wieder Persönlichkeiten – namentlich im Moment Gerhard Schröder, für die man sich nur noch schämen könne. Ich möchte Heinz an dieser Stelle aus vollem Herzen beipflichten und ihm für seine klaren Worte danken! Zumal ich es für sinnvoller halte, sich öffentlich für Gerhard Schröder zu schämen, der es bis heute nicht für nötig hält, sich von „Männerfreund“ und Kriegsverbrecher Wladimir Putin zu distanzieren, als wegen dieser Person aus der SPD auszutreten. In diesem Sinne, bleiben wir zuversichtlich in unserer Partei auf der richtigen Seite der Geschichte! Freundschaft!